Historie des BNA – hochdeutsch

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34 Jahre Bund Niederdeutscher Autoren e.V.

Vor 34 Jahren ist der „Bund Niederdeutscher Autoren“ (BNA) – für Mecklenburg-Vorpommern und die Uckermark – gegründet worden.
Die Idee, einen Plattschreiberbund ins Leben zu rufen, hatte ein Fischer aus dem beschaulichen Verchen am Kummerower See. Gerhard Diekelmann schrieb bereits in seiner Jugend die ersten Riemels und Verteller. Dieses Hobby drängte sich immer mehr in seinen Lebensalltag, so dass er Boot und Netze hinter sich ließ und ab 1979 gegen Stift und Papier eintauschte. Gerhard Diekelmann war ein gefragter Niederdeutsch Autor. Seine Geschichten spiegelten oft das Leben, die Wünsche und Sorgen der Menschen in seiner Heimat wider.
Am 22. Februar 1990 gründete er mit acht weiteren Autoren den BNA. Das Interesse an diesem Verein war so groß, dass bereits sechs Monate nach der Gründung 22 plattdeutsche Schreiber zur ersten Jahreshauptversammlung anwesend waren. Namhafte Autoren fanden dort Menschen, die wie sie ihrem Hobby – der Pflege der niederdeutschen Muttersprache – eine Plattform geben konnten und auch heute noch können. Ein bedeutender Passus in der Satzung des BNA legt die Aufgaben fest. Darin heißt es: „Die zukünftige Arbeit des Bundes muss sein, durch Gedichte, Kurzgeschichten und andere Prosaarbeiten zur Bereicherung und Pflege der niederdeutschen Sprache beizutragen. Geplant ist die Herausgabe einer Anthologie.“ Diesem Grundsatz ist der Bund immer treu geblieben.
Heute vertreten 39 Autoren den Niederdeutschen Autoren Bund. Sie sind von Lübeck bis Prenzlau und von Rügen bis Berlin zuhause. Anmerken möchte ich, dass sich das Durchschnittsalter aufgrund des jugendlichen Zulaufs auf ein hoffnungsvolles Niveau eingepegelt hat. Hervorzuheben ist die Mitgliedschaft zweier Autoren, die trotz ihrer Sehschwäche bzw. Blindheit mit ihren Texten unser Repertoire wohltuend bereichern.
Durch die aktive Arbeit seiner Mitglieder, des Vorstandes und dessen Vorsitzenden, ist die Entwicklung des BNA zur Erfolgsgeschichte geworden. Die BNA-Anthologien legen dafür Zeugnis ab. Zu dem ersten Buch, das unter den Namen „Plattdütsch Blaumen“ 1991 erschien, gesellten/gesellen sich alle zwei Jahre weitere Ausgaben unter diesem Titel dazu. Vor drei Jahren erschien das Buch XIV als Sonderausgabe zum 30-jährigen Jubiläum, u.a. um alle Autoren zu Ehren, die Mitglieder des BNA waren bzw. sind. Im nächsten Jahr erscheint die XVI Anthologie, die mit einem vielseitig ausgelegten Inhalt auch junge Menschen erreichen und in besonderer Form zwei große Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern ehren will – Caspar David Friedrich und Fritz Reuter.
Somit bereichern bereits über 2.500 Seiten unserer Anthologien die niederdeutsche Dichtung und Poesie der neuzeitlichen plattdeutschen Literatur. Wir können mit berechtigtem Stolz darauf verweisen, dass das kontinuierliche Erscheinen der Anthologien im norddeutschen Raum einmalig ist. Aber ohne die Hilfe und Unterstützung zahlreicher kompetenter Weggefährten und Förderer wären dem BNA viele Ziele verwehrt geblieben. Durch die Hilfe unserer Lektoren Anna-Margarete Zdrenka, Joachim Meier, Ulrike Stern und Bernd Blumhagen, die zahlreichen Illustrationen Uwe Gloede´s sowie die Scherenschnitte von Rosel Pantzier und Anne Marie Röpke, haben Qualität und Aussehen der Bücher von Ausgabe zu Ausgabe an immer höherer Wertigkeit gewonnen. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch die Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, des Heimatverbandes MV, der Stiftung Mecklenburg, der Ehrenamtsstiftung Güstrow und vieler anderer, für die wir diesen danken und mit denen wir uns weiterhin eine enge Zusammenarbeit wünschen.
Der BNA konzentriert sich aber nicht bloß auf seine Anthologien, er hat viele Verbindungen zu anderen Vereinen und Institutionen geknüpft. Besonders die Zusammenarbeit mit dem Heimatverband MV sowie der Ehrenamtsstiftung Güstrow ist hervorzuheben. Sehr eng arbeiten wir auch mit dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen, der Fritz-Reuter-Gesellschaft in Neubrandenburg, der Johannes Gillhoff-Gesellschaft in Dömitz (deren Ehrenmitgliedschaft uns zuerkannt wurde), der niederdeutschen Bühne in Neubrandenburg, dem Dominikanerkloster Prenzlau, sowie vielen weiteren Redaktionen und Verlagen in unserem Bundesland und Brandenburg zusammen.
Unsere Texte sind darüber hinaus in Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt bekannt. Viele Autoren schreiben für regionale Zeitschriften und Heimathefte.
Auch an allen großen Plattdeutsch-Veranstaltungen, wie den „Reuter-Festspielen“ in Stavenhagen, dem „Bäukerdach“ in Rostock oder den „Norddeutschen Tagen an der Elbe“ in Dömitz, wie auch den plattdeutschen Kulturtagen des Heimatverbandes, beteiligen sich die Schreibersleute unseres Bundes. Besondere Freude bereitet uns die Ehre, zu kulturellen Veranstaltungen geladen zu werden, bei denen ausschließlich die Autoren des BNA ihre Werke einem öffentlichen Publikum vortragen dürfen. So kommen Jahr für Jahr landauf landab an die 100 Lesungen zum Tragen, wenn BNA-Autoren aus ihren mehr als einhundertfünfzig geschriebenen Büchern lesen.
Für die hohe Qualität der Vertellers, Riemels und Bäuker und für ihre große Mühe und fleißige Arbeit bei der Pflege unserer Muttersprache, haben viele BNA-Mitglieder Preise und Auszeichnungen bekommen. Ganz oben steht Ilse Mühlbach aus Bad Doberan, die für ihr plattdeutsches Lebenswerk mit dem „Bundesverdienstkreuz“ geehrt wurde. Den „Fritz-Reuter-Literaturpreis“ bekamen Wolfgang Mahnke aus Rostock 2003, Dietrich Sabban aus Ludwigslust 2008, Heinz Panzier aus Templin 2009, Helmut Hillmann aus Ückermünde 2018 und Edeltraut Richter aus Trittelwitz 2021. Besonders stolz sind die Autoren darauf, dass der BNA im Jahr 2011 mit dem „Fritz-Reuter-Literaturpreis“ für die Herausgabe der Anthologie Nr.10 ausgezeichnet worden ist. Dieses Buch ist auf den 200. Geburtstag Fritz Reuters mit Beiträgen der Autoren zugeschnitten. Den „Johannes-Gillhoff-Literaturpreis“ erhielten Karl-Heinz Madauss aus Parchim 2008, Dietrich Sabban aus Ludwigslust 2013, Jürgen Pump aus Kirchdorf/Insel Poel 2014 und Wolfgang Mahnke aus Rostock 2018.
Die Autoren des BNA sind nicht nur mit dem Verfassen von Texten beschäftigt. So arbeitet der Bund mit anderen Vereinen an der Umsetzung von Projekten. Wir unterstützen unsere Mitglieder, die eigene Vorhaben realisieren möchten. Besonders liegen uns Aktivitäten am Herzen, die vornehmlich der Nachwuchsarbeit dienen. Da ist der gerade vom Heimatverband ins Leben gerufene „(Ü)nner 35“ Literaturwettbewerb. Mit dem Ausbildungszentrum Nordost in Neubrandenburg ging es um das „Äten un Drinken as tau Reuters Tieden“. Zusammen mit der Kolping Initiative MV baut der BNA Kinderspielzeug, das der niederdeutschen Sprachbildung dient. Im vergangenen Jahr trugen Autoren in einer Grimmener Grundschule Vertellers vor, deren Inhalt im Nachhinein von den Schülern spielerisch dargestellt wurde. Gleichartige Veranstaltungen sind an anderen Schulen vorgesehen.
Um unsere Mitglieder effektiver miteinander zu vernetzen, wurden vor zwei Jahren Autorengruppen gebildet, die sich nach den örtlichen Gegebenheiten zusammensetzen. So gibt es die Bereiche Prenzlau/Greifswald, Berlin/Neubrandenburg, Rostock und Umland, Schwerin/Parchim.
Aufgrund der über viele Jahre angesammelten Dokumente, Aktenordner, dem zahlreichen Schriftverkehr, der Bücher und Broschüren arbeiten wir daran, ein Archiv einzurichten.
Zur Zeit wird die Internetseite des BNA überarbeitet und aktualisiert. Dort wird man Informationen und Aktuelles über den Bund, unsere Autoren und deren erscheinende Bücher und Projekte erfahren. Auch die plattdeutsche Musiksendung „Modern Platt“ soll nicht unerwähnt bleiben. Hier wird Rock und Pop, HipHop und Blues von jungen Bands und Solisten gespielt, die sich in ihren Texten der plattdeutschen Sprache bedienen.
Der BNA verfügt auch über eine vereinseigene Zeitschrift, die „Apporten“. Angestrebt sind vier Ausgaben im Jahr. Inhalt dieses Blatts sind nicht nur Informationen, die unseren Verein und deren Mitglieder betreffen. So wird auf besondere Ereignisse und Jubiläen hingewiesen. Textauszüge und interessante Begebenheiten niederdeutscher Autoren und außergewöhnliche Vorfälle werden darin näher vorgestellt. Die Vereinszeitschrift erscheint ausschließlich in der plattdeutschen Sprache und ist somit einzigartig in dieser Form im gesamten norddeutschen Raum.
Um über all diese Angelegenheiten ausführlich zu berichten, diskutieren, formieren und abzustimmen, findet jedes Jahr eine Jahreshauptversammlung statt. Vorzugsweise treffen sich dann die Autoren unseres Bundes an Orten, die mit der niederdeutschen Literatur eng verbunden sind. Somit wird es jedem älteren Mitglied ermöglicht an einer Jahreshauptversammlung teilzunehmen, die in seiner Wohnortnähe durchgeführt wird.

Bernd Lubs
Vörsitter des BNA e.V.

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